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18. Dezember 2021   Redaktion

Jeffrey Sachs: Warum der Schatten von 1919 und von 1989 über den heutigen Auseinandersetzungen hängt

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Im Dezember 2014 beschrieb der US-Ökonom Jeffrey Sachs in einem BBC-Interview die westliche Russland-Politik und gab aus eigener Erfahrung Hinweise zur Vorgeschichte des Ukraine-Konflikts mit einem “verbitterten Russland”, der bereits 2014 zu völkerrechtswidrigen Gewaltakten Russlands in der Ukraine eskalierte.
Aus Anlass des 100. Jahrestages des Beginns des 1. Weltkrieges stellte BBC dem US-Ökonomen und UNO-Sonderberater Jeffrey Sachs  mit der Frage, wieweit die Krisen, die zum 2. Weltkrieg beigetragen hatten, den Krisen seit dem Ende des Kalten Krieges ähnelten.
. In dem 
BBC-Interview unter dem Titel „Wie sehr war 1919 ähnlich wie 1889? – Warum der Schatten von 1919 und von 1989 über den heutigen Weltereignissen hängt”  zieht Jeffrey Sachs dramatische Parallelen zwischen den Fehlern der internationalen Politik nach dem 1. Weltkrieg und nach dem Fall der Mauer vor dem Ukraine-Konflikt 2014. Ebenso wie nach 1919 (Versailles) sei auch nach 1989 eine geschwächte Großmacht ökonomisch und politisch niedergehalten worden – was in beiden Fällen den Revanchisten Auftrieb gegeben hätte.

„Neu“ sind an Jeffrey Sachs’ Berichten die Darstellung seiner eigenen konkreten Erfahrungen als führender westlicher Wirtschaftsberater in Warschau und Moskau: Als er 1989  im Weißen Haus und in London um Schuldenerlass und billige Kredite für Polen gebeten hatte – seien sie vom Weißen Haus “innerhalb von 24 Stunden genehmigt” worden. Nach 1991  — als Berater von Gorbatschow und später von Yeltsin — hätte er mehrmals und nachdrücklich um ähnliche Hilfe für Russland gebeten und sei jedesmal erfolglos geblieben. Damals hätte er das nicht verstanden.

Erst 20 Jahre später hätten ihm General Wesley Clark und Paul Wolfowitz die Augen geöffnet: Deren Beschreibung der US-Außenpolitik sei fast identisch gewesen mit der Darstellung, die er von Putin gehört hätte.  Jeffrey Sachs’ Sorgen ähneln den Befürchtungen von George F. Kennan und 50 anderen US-Sicherheitsexperten in den 90er Jahren, dass auf längere Sicht die Politik der Ausweitung der NATO  “in Russland die nationalistischen, anti-westlichen und militaristischen Tendenzen stärkt, sich negativ auf die Entwicklung der russischen Demokratie auswirkt und die Atmosphäre des Kalten Krieges in den Ost-West-Beziehungen restauriert“. Ähnlich warnte auch Egon Bahr. Hier Zitate aus dem BBC-Interview mit Jeffrey Sachs am 16. Dezember 2014:

Erfahrungen in Warschau 1989:

An manchen Tagen reagierte das Weiße Haus auf meine Wünsche wie auf Kommando: Eines Morgens, im September 1989, bat ich die Administration um eine Mrd. USD für die Stabilisierung der polnischen Währung. Am Abend desselben Tages genehmigte das Weiße Haus das Geld.

Erfahrungen in Moskau unter Gorbatschow 1991:

„In den Jahren 1990 und 1991 hatte mich Gorbatschows Regierung angesichts der offenbar positiven Ergebnisse in Polen gebeten, ihn bei seinen Wirtschaftsreformen zu beraten. Russland hatte in dieser Zeit unter den gleichen finanziellen Katastrophen zu leiden wie Bolivien Mitte der 1980er Jahre und Polen seit 1989. …

Ab Frühjahr 1991 arbeitete ich mit Kollegen von Harvard und MIT gemeinsam daran, finanzielle Unterstützung aus dem Westen für  Gorbatschows politischen Reformen und wirtschaftliche Erneuerung zu besorgen. Doch alle unsere Bemühungen … scheiterten. Gorbatschow kam auch vom G7-Gipfel im Sommer 1991 mit leeren Händen nach Moskau zurück, danach versuchten Putschisten, ihn im berüchtigten August-Putsch aus dem Amt zu werfen.“

Erfahrungen in Moskau unter Jelzin 1993 ff:

Jelzins Ökonomen-Team bat mich wiederholt um Unterstützung, sowohl bei den technischen Herausforderungen der Stabilisierung der Wirtschaft als auch bei der Suche nach lebenswichtiger finanzieller Unterstützung aus den USA und Europa.

Ich äußerte Präsident Jelzin und seinem Team gegenüber die Erwartung, dass bald Hilfe auf dem Weg sein würde. Immerhin war die Nothilfe für Polen in wenigen Stunden oder Wochen arrangiert worden. Das würde gewiss auch für das neue unabhängige und demokratische Russland gelten. Aber ich musste verwirrt und mit wachsendem Entsetzen zusehen, dass die benötigte Hilfe nicht auf dem Wege war.

Während Polen ein Schuldenerlass gewährt wurde, sah sich Russland stattdessen den harten Forderungen der USA und Europas gegenüber, seine Schulden weiterhin und vollständig zu bezahlen. Anstatt wie im Falle Polen schnelle und großzügige finanzielle Hilfe zu gewähren, erhielt Russland zwar IWF Studiengruppen, aber kein Geld. Ich flehte ich die USA an, mehr zu tun. Ich erinnerte an die die Erfahrungen mit Polen, aber alles ohne Erfolg. Die US-Administration wollte sich nicht rühren. … 

… Während dieses Debakels gaben die US-Experten eher den Reformern die Schuld als der sträflichen Benachteiligung Russlands durch die USA und Europa. Sieger schreiben die Geschichte, sagt man, und die USA fühlten sich als Sieger des Kalten Krieges. ….

Ich brauchte 20 Jahre, um richtig zu verstehen, was nach 1991 geschehen war.

… In einem kürzlich erschienenen Buch des ehemaligen Nato-Oberkommandeurs General Wesley Clark, berichtet er von seinem Gespräch im Jahre 1991 mit Paul Wolfowitz, dem damaligen politischen Direktor des Pentagon. Wolfowitz hatte Clark erläutert, die USA hätten die Erfahrung gemacht, dass sie jetzt im Nahen Osten und angeblich auch in anderen Regionen handeln könnten, ohne dass eine russische Einmischung droht.

Kurz gesagt, die USA könnten sich wie ein Sieger verhalten und die Früchte des Sieges im Kalten Krieg notfalls auch durch Kriege sichern. Die USA seien an der Spitze, und Russland könnte sie nicht aufhalten.

In einer neulich in Moskau gehaltenen Rede hatte Putin das Verhalten der USA fast genauso beschrieben wie Wolfowitz. “Der Kalte Krieg endete”, sagte Putin, “aber er endete nicht durch Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit Vereinbarungen über klare und transparente Regeln oder die Schaffung neuer Regeln und Standards.” Dies hinterlasse den Eindruck, dass die “Sieger” des Kalten Krieges beschlossen hätten, sich mit Macht durchzusetzen und die Welt nach ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen umzugestalten.”

… Mit diesen Beobachtungen möchte ich auf keinen Fall Putin von seiner Verantwortung für die jüngsten völkerrechtswidrigen, zynischen und gefährlichen Gewaltakte Russlands in der Ukraine entlasten. Aber ich will helfen, sie zu verstehen. Der Schatten von 1989 ist sehr lang. Und der wiederholt geäußerte Wunsch der NATO, die Ukraine eines Tages als Mitglied aufzunehmen und damit die NATO an die Grenze zu Russland zu bringen, muss als zutiefst unklug und provokativ angesehen werden.

1914, 1989, 2014. Wir leben in der Geschichte. In der Ukraine sehen wir uns einem verbitterten Russland gegenüber, das sich durch die Ausweitung der Nato und durch die Politik der USA seit 1991 schikaniert fühlt.

Quelle: 2014-12-16. –  (BBC Magazine, Jeffrey Sachs) –  Why the shadow of WW1 and 1989 hangs over world events

weitere Info:

  • 1997-09 — (ACA, Arms Control today) — The Debate Over NATO Expansion: A Critique of the Clinton Administration’s Responses to Key Questions
  • 1997-02-05. — (New York Times) — GEORGE F. KENNAN, “A Fateful Error,” 
  • 1997-05-02.  – (ZEIT) – “Es wäre ein riesiger Fehler” –  ZEIT-Gespräch mit Egon Bahr
  • 1997-06-26. –  (Boston University, Global Beat) –  Former Policy-Makers Voice Concern Over NATO Expansion
  • Wikipedia — NATO Enlargement
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Abgelegt unter:Aktuelles, aus USA, Krisen & Konflikte, Ukraine-Konflikt, Zeitgeschichte Schlagwörter: Entspannungspolitik, Jeffrey Sachs, Neuer Kalter Krieg, Russlandpolitik, USA-Russland

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