Dr. Angelika Claußen, Europäische IPPNW-Präsidentin, erläutert im IPPNW-Blog Wege zur Lösung der Nord-Korea-Krise, u.a.:
Das politische Ziel der USA seit dem Waffenstillstand 1953, der völlige Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen und eine Wiedervereinigung unter der Federführung Südkoreas, hat sich damit als unrealistisch herausgestellt.
In dieser hoch angespannten Situation drohen nun beide Seiten mit Eskalationsschritten: Die Regierung Trump und die Regierung von Kim Jong-UN. Doch ein militärisches Eingreifen der USA mit auch nur begrenzten Bombardierungen wäre nicht in der Lage, alle Raketenanlagen Nordkoreas auszuschalten. Und das schlimmste: Es müsste mit mindestens Hunderttausenden, vielleicht sogar mehr Todesopfern gerechnet werden. Etwa die Hälfte von Südkoreas Bevölkerung und viele US-Soldaten mit ihren Familien leben in der Metropolregion von Seoul, das in Reichweite nordkoreanischer Artillerie liegt, führen die Autoren der Studie der SWP auf.
Welche realen friedenspolitischen Handlungsoptionen gibt es in dieser schrecklichen und extrem bedrohlichen Lage? …
Der erste Schritt wäre wohl, dass die USA die Realität anerkennen, dass Nordkorea eine Atommacht ist. Der nächste Schritt wäre, dass die USA ihr nachhaltiges Interesse an gemeinsamen diplomatischen Verhandlungen mit China, Russland, Südkorea, und Japan erklären mit dem Ziel, langfristig auf die offizielle Beendigung des Kriegszustandes und auf einen Friedensvertrag hinzuarbeiten. Kurzfristig und realpolitisch könnten Ziele der diplomatischen Gespräche sein, sich auf Rüstungskontrolle orientieren und den Versuch zu unternehmen, den Nuklearwaffenbestand auf dem aktuellen Niveau einzufrieren. …
… Die Bundesregierung kann und muss zur Lösung dieser Krise beitragen, indem sie endlich eigene Schritte der atomaren Abrüstung vollzieht, d.h. das US-Atomwaffenlager in Büchel aufgibt und den Atomwaffenverbotsvertrag unterschreibt. Als Mittelmacht und als NATO-Staat würde dieser Schritt Deutschlands maßgeblich zum Aufbau einer Welt frei von Atomwaffen beitragen.
siehe auch:
Gabriel für direkte Gespräche mit Nordkorea (SPIEGEL, 18.09.2017)