Nachdem der Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) völkerrechtlich in Kraft getreten ist, hatten sich am 01. Februar 2021 rund 60 Christinnen und Christen mit einem Aufruf zur Überwindung der atomaren Abschreckung zu Wort gemeldet.
Zu den Initiatoren des Aufrufs „Nein ohne jedes Ja zu Geist, Logik und Praxis der atomaren Abschreckung“ zählt auch der ehemalige Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer, der im September 1983 in Wittenberg die Initiative ergriffen hatte, ein Schwert zu einer Pflugschar umzuschmieden und damit den kirchlichen Friedensgruppen in der DDR unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ Auftrieb gab.
Der Aufruf knüpft angesichts der heutigen atomaren Aufrüstung auch an Stellungnahmen aus den Mitgliedskirchen des Bundes der Evangelischen Kirchen an, die seit 1982 – unter dem Eindruck der Bedrohung durch Vor- und Nachrüstung mit atomaren Mittelstreckenraketen in Europa – den friedensethischen und friedenstheologischen Dialog zur Doktrin der Abschreckung mit Massenvernichtungswaffen begonnen hatten.
Das führte 1987 auf der Bundessynode in Görlitz zur „Absage an Geist Logik und Praxis der Abschreckung“ und Forderung nach „Gemeinsamer Sicherheit“, wie Joachim Garstecki berichtete.
Seitdem die UN 2017 einen Atomwaffenverbotsvertrag ausarbeiteten, haben sich im katholischen Bereich Papst Franziskus und die Kommission Justitia et Pax der Deutschen Bischofskonferenz sich für das UN-Atomwaffenverbot ausgesprochen. Am 15. Januar 2021 beschloss die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland die Bitte an “die Kirchenleitung, sich dafür einzusetzen, dass die Bundesrepublik Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen unterzeichnet.”
Wie drei Autoren des Aufrufs, Hans Misselwitz, Joachim Garstecki und Helmut Domke, berichten, erhielt der Aufruf große Unterstützung aus den Kirchen und vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der ihn in deutscher und englische Sprache veröffentlichte. Das nächste Ziel sei der Ökumenische Kirchentag im Mai in Frankfurt/Main, um die “Debatte über die Rechtfertigung der Drohung mit Atomwaffen als Mittel der Kriegsverhütung” weiter zu tragen. Deshalb hätten sie zur weiteren Sammlung von Unterschriften die Website «Christinnen und Christen sagen NEIN ZUR ATOMAREN ABSCHRECKUNG» eingerichtet.
Die Initiatoren/innen baten in einem Schreiben an die Kirchen um ‘Ein Nein ohne jedes Ja zu Geist, Logik und Praxis der Abschreckung‘. Denn “es reiche nicht, dass die Kirchen den Atomwaffenverbotsvertrag lediglich begrüßen und die Bundesregierung auffordern, ihm ebenfalls beizutreten. Was fehle, sei die Forderung nach Abkehr von der Doktrin der atomaren Abschreckung, die bis heute die Begründung für die atomare Aufrüstung und Drohung liefere: „Ohne eine Abkehr von diesem Prinzip werden wir keine wahren Fortschritte bei der atomaren Abrüstung erwarten können“.