(via project-syndicate.org)
„Das anhaltende Blutvergießen in Syrien ist nicht nur die mit Abstand größte humanitäre Katastrophe weltweit, sondern auch eine der gravierendsten geopolitischen Gefahren. Und der aktuelle Ansatz der Vereinigten Staaten – nämlich einen Zwei-Fronten-Krieg gegen den Islamischen Staat und das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu führen – ist kläglich gescheitert. Die Lösung der Syrien-Krise und damit auch der sich verschärfenden Flüchtlingskrise in Europa muss über den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erfolgen. / … Angefangen bei dem Sturz der demokratisch gewählten Regierung von Mohammad Mossadegh im Iran im Jahr 1953 und dem „anderen 9/11“ (dem von den USA unterstützten Militärputsch gegen den demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten Salvador Allende 1973) über Afghanistan, Irak, Libyen und mittlerweile auch Syrien: die Devise des US-Sicherheitsapparates lautete Regimewechsel. / … / Angesichts der Brutalität von Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi und Assad machten einige Menschenrechtsaktivisten gemeinsame Sache mit dem amerikanischen Sicherheits-Establishment, während China, Russland und andere argumentierten, die Schutzverantwortung diene als Vorwand für die von den USA angeführten Regimewechsel. / Die Menschenrechtsaktivisten hätten schon vor langer Zeit erkennen sollen, dass das vom amerikanischen Sicherheits-Establishment propagierte Modell des Regimewechsels nicht funktioniert … / Die US-Intervention in Syrien kann auch auf Entscheidungen des Sicherheits-Establishments vor 25 Jahren zurückgeführt werden, die damals von der Sowjetunion unterstützten Regime im Nahen und Mittleren Osten zu stürzen. Der damalige stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz erklärte gegenüber General Wesley Clark im Jahr 1991: „Wir fanden heraus, dass wir in der Region ungestraft intervenieren konnten, ohne dass die Sowjets etwas unternahmen, um uns aufzuhalten… [Uns stehen nun] etwa fünf bis zehn Jahre zur Verfügung, um diese alten sowjetischen „Stellvertreterregime” – Irak, Syrien und andere – auszuschalten, bevor die nächste Supermacht [China] auf den Plan tritt, um uns in der Region herauszufordern.”