Zum 75 Jahr des ersten Atombombentests und des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki hat die Wissenschaftsjournalistin Dagmar Röhrlich für den Deutschlandfunk eine umfangreiche Dokumentation das atomare Wettrüsten und Abrüstungsbemühungen von 1945 bis 2020 zusammengestellt.
Die sechsteilige Serie Planspiel mit Bombe – Das neue atomare Wettrüsten – wurde vom DLF in den Wochen vor dem Hiroshima-Tag am 06. August 2020 ausgestrahlt und in der Internet-Version mit Fotos und weiterführenden Links versehen. Im folgenden Auszüge und Links zu einzelnen Kapiteln.
(1/6) Zerstörer der Welten
„Gadget“ war der Codename der ersten Atombombe, die heute vor 75 Jahren explodierte.
16.07.1945 – Erster Atomtest in White Sands, New Mexico
Drei Wochen später lagen Hiroshima und Nagasaki in Schutt und Asche. Inzwischen lagern in den Arsenalen der Atommächte „moderne“ Bomben. Sie sind hochpräzise – und gelten als Option für einen „begrenzten Atomschlag“.
Zu Zeiten des Kalten Krieges besaßen allein USA und Sowjetunion 70.000 Sprengköpfe – heute gibt es bei allen Atommächten zusammen nur noch 13.400. Leider reicht das immer noch, um die Erde gleich mehrfach zu zerstören. Auch der Trend zu kleineren Atombomben ist keine gute Nachricht. Im Gegenteil.
In der Wüste Nevadas erzählen Unmengen von Kratern von Kernwaffentests. Der bislang letzte Versuch fand 1992 statt.
Wenige Wochen später begannen die Verhandlungen zum Kernwaffenteststopp-Vertrag. Doch verhindert ein Verbot von Tests auch die Entwicklung neuer Atomwaffen?
Bei der Modernisierung der Atomwaffenarsenale ist Russland am weitesten, die USA stecken noch mittendrin. Eine der wichtigsten Entwicklungen dabei sind Trägersysteme, die Sprengköpfe präziser ins Ziel bringen – mit einer Geschwindigkeit, die dem Gegner kaum noch Abwehrmöglichkeiten lässt.
Die Logik der atomaren Abschreckung beruht auf der Fähigkeit zum Gegenschlag. Für den Weg zum Roten Knopf blieb den Staatschefs bisher schon nicht viel Zeit. Was bedeutet es, wenn das Arsenal der Atommächte digitalisiert wird? Entscheiden am Ende Algorithmen über Leben und Tod?
Im Februar 2021 wird der „New-Start“-Abrüstungsvertrag auslaufen. Vertrauensbildende Schritte unter allen Atommächten wären wichtig – aber die Regierungen setzen auf militärische Stärke. Selbst einen Cyberangriff unklarer Herkunft könnten sie atomar beantworten. Wissen sie, was sie tun?
PDF-Datei / Audio-Version: Hören bis 19.01.2038 (Dagmar Röhrlich), Forschung aktuell
Weitere Info:
- 13.02.2020 — (DLF, Anne Françoise Weber) — Erster französischer Atomtest vor 60 Jahren: Frankreich und die Folgen seiner Kernwaffentests
- 08.07.2018 — (DLF, Dagmar Röhrlich) — Spiel mit der Bombe: Der Albtraum vom beherrschbaren Atomkrieg
- 06.08.2015 – (DLF, Gespräch mit Alexander Rosen, IPPNW) — 70 Jahre nach Hiroshima: Immer noch erkranken Atombombenopfer