Das European Leadership Network (ELN) hat eine eher beunruhigende Analyse von Marion Mesmer (Chattam House) über Lehren aus der Kuba-Krise veröffentlicht. In ihrer Einleitung schreibt sie:
Beim Vergleich des Kalten Krieges mit den aktuellen NATO-Russland-Beziehungen greift man gern auf Verallgemeinerungen zurück. Ein gängiger Allgemeinplatz über den Kalten Krieg ist, dass es damals viel bessere Kommunikationswege und Krisenmanagementprozesse gab als heute. Jedoch darf man dabei nicht vergessen, welchen Zeitraum des Kalten Krieges man genau betrachtet. Es war lange harte Arbeit, bis überhaupt bilaterale Krisenkommunikationsinstrumente zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion eingerichtet wurden. Mit anderen Worten: Eine Periode großer Unsicherheit und schwerer Krisen zu überstehen, in denen die Gefahren der nuklearen Pattsituation zwischen den Akteuren sehr deutlich wurden.
….Die Kubakrise … wurde zum Wendepunkt für den Umgang mit den nuklearen Risiken und für das Eskalationsmanagement. Die Krise ist auch ein Musterbeispiel dafür, wie leicht es zu Kommunikationspannen und Fehleinschätzungen kommen kann, ohne dass die Regierungsbeamten das überhaupt merken.
…Wenn es eine Parallele zwischen der Kubakrise und dem Krieg in der Ukraine gibt, dann die, dass die Entscheidungsfindung durch Mythen, Feindbilder und Vermutungen beeinflusst wird. Im Nebel des Krieges werden Kommunikationspannen und Fehleinschätzungen soviel wahrscheinlicher, so dass die Gefahr weiterer Eskalation wächst und wir sogar bis zur nuklearen Eskalation kommen können. …
Quelle: (von der Redaktion / W.Biermann ins Deutsche übertragenes) Zitat aus der Einleitung von: 2022-10-28.— (ELN, Commentary) – The 60th anniversary of the Cuban Missile Crisis: What lessons does the crisis teach for today? (Marion Messmer |Senior Research Fellow, International Security Programme at Chatham House)
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