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25. Mai 2017   Redaktion

WILLIAM J. PERRY: Haben wir den Kalten Krieg vergessen? Atomkriegsgefahr ist höher als je zuvor

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Am 25. April 2017, angesichts der Korea-Krise schrieb WILLIAM J. PERRY, ehem. US-Verteidigungsminister, über die aktuelle Atomkriegsgefahr (inoffizielle Übersetzung, w.b.)

Ich habe den größten Teil meines Erwachsenenlebens während des Kalten Krieges gelebt, und ich habe eine erschreckende Wirklichkeit niemals aus den Augen verloren – zu jeder Zeit konnte der Kalten Krieg heiß werden, was zur Vernichtung unserer Zivilisation geführt hätte. Auf geradezu unglaubliche Weise erschaffen wir heute wieder viele Zustände des Kalten Krieges. Ich glaube tatsächlich, dass heute das Risiko einer Atomkatastrophe  größer ist als während des Kalten Krieges.

Die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland sind heute so feindselig wie während des Kalten Krieges. Russland hat seine jahrelange Politik des „Nicht-Ersteinsatzes“ (“No First Use”) von Atomwaffen aufgegeben und baut seine Atomarsenal wieder auf. Es droht seinen Nachbarn mit diesen tödlichen Waffen und bedroht indirekt die Vereinigten Staaten.

Als Reaktion auf diese Herausforderung begannen die U.S. damit, ihr Atomarsenal wieder aufzubauen. Wir sind offenbar entschlossen, den Rüstungswettlauf des Kalten Krieges zu wiederholen, mit Kosten, die auf mehr als 1 Billion Dollar geschätzt werden – mit den vorhersehbaren schrecklichen Gefahren.

Haben wir die unermesslichen Risiken des Kalten Krieges einfach vergessen? Mehrmals während des Kalten Krieges waren wir mit der Aussicht auf einen Atomkrieg durch Fehleinschätzungen konfrontiert, am drastischsten während der kubanischen Raketen-Krise im Jahre 1962. Nach dieser Krise schätzte Präsident Kennedy ein, dass wir zu einem eins-zu-drei-Risiko auf dem Weg zum Atomkrieg waren.

Aber Kennedy wusste nicht – was wir jetzt wissen -, dass die Sowjetunion tatsächlich bereits taktische Atomwaffen auf der Insel stationiert hatte, die voll einsatzfähig waren. Wenn Kennedy der einstimmigen Empfehlung seiner Joint Chiefs of Staff gefolgt wäre, nach Kuba einzumarschieren, wären die Brückenköpfe unserer Truppen am Strand durch taktische Atomwaffen weitgehend vernichtet worden, und ein allgemeiner Atomkrieg wäre mit Sicherheit die Folge gewesen.

Die Fehlkalkulationen der sowjetischen und der US-Führung hatten die Welt fast einem nuklearen Holocaust ausgeliefert. Ich glaube, nur durch viel Glück und gutes Management haben wir haben diese Katastrophe verhindert. Heute, mit der andauernden Feindseligkeit zwischen den USA und Russland, schaffen wir erneut Voraussetzungen, die zu einem Atomkrieg auf Grund von Fehleinschätzungen führen können.

Das größte Risiko ist das eines Atomkrieges „aus Versehen“. Auf Grund unserer “Launch on Warning”-Politik – Raketen bereits beim ersten Alarm abzuschießen – könnte bereits ein Fehlalarm unserer Raketenangriffswarnsysteme einen Atomkrieg aus Versehen auslösen. Während des Kalten Krieges gab es drei solcher Fehlalarme in den USA und zwei, soweit wir wissen, in der Sowjetunion.

1979 erlebte ich persönlich einen der Fehlalarme in den USA, und das veränderte für immer meine Denkweise über die Atomkriegsgefahren: Ich wurde um 3 Uhr morgens vom Wachoffizier im nordamerikanischen Luftfahrt-Verteidigungskommando (NORAD) geweckt, der mir mitteilte, dass der Computer 200 interkontinentale ballistische Raketen (ICBMs) auf dem Weg aus der Sowjetunion in die Vereinigten Staaten zeigte.

Wir wurden nur deshalb von einer Katastrophe verschont, weil der Wachoffizier korrekt schlussfolgerte, dass der Computer falsch programmiert gewesen sein musste – wie sich herausstellt, aufgrund menschlicher Fehler.

Aber was, wenn dieser falsche Alarm während der kubanischen Raketenkrise aufgetreten wäre? In diesem Zusammenhang hätte der Wachoffizier sicherlich den Alarm an den Präsidenten weitergegeben, der nach dem Aufwachen um 3 Uhr morgens in weniger als 10 Minuten hätte entscheiden müssen, ob er unsere ICBMs abschiessen sollte bevor sie in ihren Silos zerstört würden.

Menschen werden sich immer wieder irren. Maschinen werden wieder falsch funktionieren. Heute, genauso wie im Kalten Krieg, stehen wir vor der realen Gefahr eines Krieges aus Versehen, der unsere gesamte Zivilisation zerstört. Neben den Risiken durch die Rückkehr zu den Kriegsgefahren des Kalten Krieges haben wir nun zwei weitere Gefahren: die Möglichkeit eines regionalen Atomkrieges oder eines Atomangriffs durch eine Terrorgruppe.

Wir wissen, dass Al Qaida und ISIL versuchte, Atomwaffen zu bekommen, und ich glaube, sie werden sie benutzen, wenn es ihnen gelingt, eine Atomwaffe zu bekommen. Die Hürde zum Erreichen ihres Ziels ist die Schwierigkeit bei der Herstellung von spaltbarem Material, dem Brennstoff einer Atombombe.

Aber wenn es ihnen irgendwie gelänge, eine kleine Menge hochangereichertes Uran in der Grösse eines Schuhkartons zu bekommen, könnten sie eine improvisierte Atombombe herstellen – die könnte man in einem Lastwagen oder Frachter transportieren und mit der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe zur Explosion bringen.

Jeden Tag wächst auch die Gefahr eines regionalen Atomkrieges. Vor ein paar Monaten drohte Pakistan, Indien als Reaktion auf ein Grenzscharmützel zu “zerstören”. Das war keine leere Drohung. Pakistan hat mit mehr als 100 Atomwaffen mehr als genug, um seinen konkurrierenden Nachbarn zu zerstören. Indien würde das natürlich mit dem Einsatz seiner eigenen mehr als 100 Atomwaffen vergelten.

Nordkorea droht routinemäßig damit, Seoul zu einem “Meer des Feuers” zu machen, und rühmt sich, dass es bald in der Lage sein würde, eine mit Nuklearsprengkopf ausgerüstete ICBM in die USA abzufeuern. Ich glaube, diese Bedrohungen sind Bluff. Nordkorea hat 15 bis 20 Atomwaffen, ein großes Arsenal ballistischer Mittelstreckenraketen und ein Programm zur Entwicklung einer Interkontinentalrakete. Aber die nordkoreanischen Führer mögen brutal und rücksichtslos sein, sie sind aber nicht verrückt.

Sie wissen, dass dann, wenn sie einen Atomangriff starten würden, die amerikanische Antwort ihnen den Tod, ein Ende des Kim-Regimes und die Verwüstung ihres Landes bringen würde. Ihre Atomwaffen haben nur einen Wert, wenn sie nicht eingesetzt werden.

Eine beunruhigende Rückkehr zu den Atomkriegsgefahren des Kalten Krieges zusätzlich zu den neuen Gefahren des nuklearen Terrorismus und regionaler Atomkriege führt mich zu dem Schluss, dass die Gefahren einer Atomkatastrophe heute größer sind als während des Kalten Krieges. Eines ist ganz klar: Unsere derzeitige Politik ist völlig ungeeignet zum Umgang mit diesen existentiellen Gefahren.

Es sollte höchste Priorität dieser Administration sein, eine Politik zu entwickeln, die diese neue Realität erkennt und dann neue solide geeignete Programme zum Umgang mit diesen Realitäten entwickelt.

William J. Perry war der neunzehnte Verteidigungsminister für die Vereinigten Staaten, der von Februar 1994 bis Januar 1997 diente. Er diente früher als stellvertretender Verteidigungsminister (1993-94) und als Untersekretär der Verteidigung für Forschung und Ingenieurwesen (1977-81) . Er leitet derzeit das William J. Perry-Projekt, das in Zukunft den Einsatz von Atomwaffen verhindern soll. Er ist Professor an der Stanford University im Rahmen des Michael und Barbara Berberian Programms und ist stellvertretender Leiter der Initiative für den Abbau nuklearer Risiken (Nuclear Risk Reduction Initiative) sowie des Projekts für vorbeugende Sicherheitspolitik (Preventive Defense Project).

Die Ansichten von Autoren sind ihre eigenen und nicht die Ansichten von The Hill.

Quelle: http://thehill.com/blogs/pundits-blog/foreign-policy/330418-have-we-forgotten-the-cold-war-nuclear-threat-more-real

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