Eine am National War College Fort McNair erarbeitete Analyse der Ostpolitik Willy Brandts kommt zum Ergebnis, dass Willy Brandts Ostpolitik “sehr effektiv” gewesen sei. Ihr treibendes Motiv sei die Sorge gewesen, “dass Deutschland zum Schlachtfeld eines künftigen Krieges zwischen NATO und Warschauer Pakt werden könnte”. Aber trotz der Widerstände (auch in den USA) gegen die deutsche Entspannungspolitik, hätte Brandt seine Strategie mit der Ostpolitik sehr effektiv durchgesetzt, indem er alle Akteure durch Kompromisse und Konzessionen zu Vereinbarungen brachte. Mit den dadurch bewirkten Veränderungen hätte Brandt die Voraussetzungen für weitere Schritte auf dem „steinigen Weg“ zur deutschen Vereinigung geschaffen. “Hätte die Ostpolitik effektiver durchgesetzt werden? -Wahrscheinlich nicht..” folgert die Studie:
–„ Am Ende war Brandts Strategie sehr wirksam. Jeder Teilnehmer kam zufrieden davon, weil er glaubte, genug an Konzessionen erhalten zu haben, um das Schlusspaket zu rechtfertigen. Bis 1973 waren die wichtigsten Ziele der Ostpolitik erreicht worden…./… Am 3. Oktober 1990…erlaubte …die Sowjetunion die deutsche Einheit. Aufgrund der Veränderungen, die Brandt für die innerdeutschen Beziehungen erreicht hatte, war der Weg nach vorn, obwohl felsig, zumindest offen. / Brandt war zu sehr Realist als dass er ein vereintes, westlich orientierten Deutschland vor dem Jahr 2000 als sein Ziel gesetzt hätte…. / Hätte die Ostpolitik effizienter umgesetzt werden können? Wahrscheinlich nicht! In der John-Le-Carré-Welt der 1960er Jahre Europa fanden internationale Kontakte in einer Atmosphäre relativen Misstrauens statt. Ferner, Brandt konnte nicht auf seinen persönlichen Ruf oder nationale Statur setzen, um seinen Willen aufzuzwingen. Er setzte seinen rechtlichen Rahmen für die vereinbarten Verfahren und Verpflichtungen zur Förderung des gegenseitigen Vertrauens ein, von dem er hoffte, dass es schließlich aus den reduzierten Ost-West-Spannungen entstehen würde….“
1998 — Willy Brandt and Ostpolitik, National War College Fort McNair in Washington