Am 27. April 2020 veröffentlichte das Internationale Friedensforschungsinstituts in Stockholm (SIPRI) seine neuesten Daten über die weltweiten Militärausgaben im Jahre 2019. Zunächst aus SIPRI Fact Sheet April 2020 …
WICHTIGE FAKTEN auf einen Blick:
- Die weltweiten Militärausgaben stiegen 2019 auf insgesamt 1,917 Billionen US-Dollar, was einer realen Steigerung von 3,6 Prozent entspricht.
- Die Militärausgaben machten 2019 insgesamt 2,2 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Das sind 249 US-Dollar pro Kopf der Weltbevölkerung !
- Die fünf Staaten mit den höchsten Militärausgaben im Jahr 2019 waren die USA, China, Indien, Russland und Saudi-Arabien – das sind zusammen 62 Prozent der weltweiten Militärausgaben.
- Die Steigerung der Militärausgaben der USA betrug 5,3 Prozent und wuchs auf 732 Milliarden US-Dollar an. Die Ausgaben stiegen in China um 5,1 Prozent, in Indien um 6,8 Prozent und in Russland um 4,5 Prozent. In Saudi-Arabien sanken die Ausgaben um 16 Prozent.
- Die Militärausgaben stiegen in Europa um 5,0 Prozent, Asien und Ozeanien um 4,8 Prozent, Amerika um 4,7 Prozent und Afrika um 1,5 Prozent. Die gesamten Militärausgaben der Länder im Nahen Osten gingen (entsprechend den verfügbaren Daten) um 7,5 Prozent zurück.
- Die durchschnittliche Belastung mit Militärausgaben betrug für die Länder Amerikas 1,4 Prozent des BIP, fürAfrika 1,6 Prozent, für Asien, Ozeanien und Europa 1,7 Prozent sowie für Länder im Nahen Osten (soweit Daten verfügbar sind) 4,5 Prozent.
USA an der Spitze des weltweiten Wachstums von Militärausgaben
Die Militärausgaben der Vereinigten Staaten stiegen 2019 um 5,3 Prozent auf insgesamt 732 Milliarden US-Dollar — das sind rund 38 Prozent der weltweiten Militärausgaben. Allein der Anstieg der US-Ausgaben entsprach im Jahr 2019 allen deutschen Militärausgaben für dieses Jahr. “Das jüngste Wachstum der US-Militärausgaben deutet auf eine Rückkehr zum Rüstungswettlauf zwischen den Großmächten“, sagte der Leiter der SIPRI-Forschungsgruppe, Pieter D. Wezeman.
China und Indien haben die höchsten Militärausgaben in Asien
2019 hatten China und Indien die zweit- bzw. drittgrößten Militärausgaben der Welt. Chinas Militärausgaben beliefen sich auf 261 Milliarden US-Dollar, das ist ein Anstieg von 5,1 Prozent gegenüber 2018. Indien steigerte seine Militärausgaben um 6,8 Prozent auf 71,1 Milliarden US-Dollar.
“Indiens Spannungen und Rivalitäten mit Pakistan und China sind eine der Triebkräfte für die gestiegenen Militärausgaben Indiens“, erläutert Siemon T. Wezeman, Leiter der SIPRI-Forschungsgruppe.
Neben China und Indien waren Japan (47,6 Mrd. USD) und Südkorea (43,9 Mrd. USD) die größten Militärausgaben in Asien und Ozeanien. Die Militärausgaben in der Region sind seit mindestens 1989 jedes Jahr gestiegen.
Europa
Deutschland klein aber oho ? 2019 wuchsen deutsche Militärausgaben in der EU am schnellsten
Die deutschen Militärausgaben stiegen 2019 um 10 Prozent auf 49,3 Milliarden US-Dollar. Dies war der höchste Anstieg der Ausgaben unter den 15 größten Rüstungshaushalten im Jahre 2019. „Der Anstieg der deutschen Militärausgaben kann zum Teil durch die erhöhte Bedrohungswahrnehmung gegenüber Russland erklärt werden, die von vielen Mitgliedstaaten der NATO geteilt wird.“ sagte Diego Lopes da Silva, Forscher bei SIPRI. “Gleichzeitig blieben die Militärausgaben Frankreichs (50,1 Mrd. US-Dollar) und des Vereinigten Königreichs (48,7 Mrd. US-Dollar) jedoch relativ konstant auf hohem Niveau.“
Die Militärausgaben stiegen in allen mitteleuropäischen NATO-Mitgliedstaaten stark an: So stiegen beispielsweise die bulgarischen Militärausgaben um 127 Prozent – hauptsächlich aufgrund der Ausgaben für neue Kampfflugzeuge. Und die rumänischen Militärausgaben stiegen um 17 Prozent. Die Militärausgaben aller 29 NATO-Mitgliedstaaten beliefen sich 2019 insgesamt auf 1,035 Billionen US-Dollar.
Russland:
Russland war 2019 das Land mit den viertgrößten Militärausgaben der Welt, es erhöhte seine Militärausgaben in 2019 um 4,5 Prozent auf 65,1 Milliarden US-Dollar. “Mit 3,9 Prozent des BIP gehörte die Haushaltsbelastung Russlands mit Militärausgaben 2019 zu den höchsten in Europa“, sagte SIPRI-Forscherin Alexandra Kuimova.
Sprunghafter Anstieg der Militärausgaben in afrikanischen Konfliktstaaten:
Bewaffnete Konflikte südlich der Sahara sind einer der Hauptursachen für die sprunghafte Steigerung der Militärausgaben in Afrika. In der Sahelzone und um den Tschadsee, wo es mehrere anhaltende bewaffnete Konflikte gibt, stiegen 2019 die Militärausgaben in Burkina Faso um 22 Prozent, in Kamerun um 1,4 Prozent und in Mali um 3,6 Prozent.
Zurück gingen die Militärausgaben im Tschad (–5,1 Prozent), in Niger (–20 Prozent) und in Nigeria (–8,2 Prozent).
Unter den zentralafrikanischen Ländern mit bewaffneten Konflikten stiegen 2019 die Militärausgaben insgesamt. Erhöht wurden die Militärausgaben der Zentralafrikanische Republik um 8,7 Prozent, der Demokratischen Republik Kongo um 16 Prozent und in Uganda um 52 Prozent.
Militärausgaben in anderen Regionen
Südamerika:
Die Militärausgaben in Südamerika blieben 2019 mit 52,8 Mrd. USD relativ unverändert. Auf Brasilien entfielen 51 Prozent der gesamten Militärausgaben in der Subregion.
Afrika:
Die kombinierten Militärausgaben der Staaten in Afrika stiegen 2019 um 1,5 Prozent auf geschätzte 41,2 Milliarden US-Dollar – die erste Ausgabensteigerung der Region seit fünf Jahren.
Südostasien:
Die Militärausgaben in Südostasien stiegen 2019 um 4,2 Prozent auf 40,5 Milliarden US-Dollar.
Die durchschnittliche Militärausgabenbelastung betrug 1,4 Prozent des BIP für Länder in Amerika, 1,6 Prozent für Afrika, 1,7 Prozent für Asien und Ozeanien sowie für Europa und 4,5 Prozent für den Nahen Osten (Info von Ländern, deren Daten verfügbar sind).
Quelle aller Zitate: SIPRI for the media — Global military expenditure sees largest annual increase in a decade — reaching $1917 billion in 2019. Übersetzung der Redaktion: W.Biermann
Hinweise von SIPRI:
Alle prozentualen Änderungen beziehen sich auf reale Summen auf Basis konstanter Preise für 2018.
Die „Militärausgaben“ erfassen alle Staatsausgaben für Streitkräfte und deren Aktivitäten, einschließlich Gehälter und Sozialleistungen, Betriebskosten, Anschaffung von Waffen und Ausrüstung, Bau von Militäranlagen, Forschung und Entwicklung sowie Zentralverwaltung, Kommando und Unterstützungsstruktur.
SIPRI rät daher von der Verwendung von Begriffen wie „Rüstungsausgaben“ ab, wenn auf Militärausgaben Bezug genommen wird, da die Ausgaben für Rüstungsgüter normalerweise nur einen relativ kleineren der Gesamtausgaben ausmachen.
Quellen: 27.04.2020, SIPRI-Pressemitteilung und SIPRI Fact Sheet
April 2020 — TRENDS IN WORLD MILITARY EXPENDITURE, 2019 (Übersetzung und Redaktion: W.Biermann)