In der Märzausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik beleuchten Bernd Greiner, Ewgeniy Kasakow, Sergej Lebedew, August Pradetto, Wolfgang Richter und Igor Torbakow Gründe und Hintergründe der militärischen Eskalation Russlands gegenüber der Ukraine. Die Texte wurden noch vor Beginn des Krieges verfasst:
Realismus vs. Krieg: Neutralität als Chance
von August Pradetto
Der Kalte Krieg begann, kaum dass der Zweite Weltkrieg zu Ende war. Er war Konsequenz der Rivalität jener Großmächte, die siegreich aus dem Krieg hervorgegangen waren und nach 1945 zu Supermächten aufstiegen: USA und UdSSR. Beide wollten ihre Einflusssphären absichern und ausdehnen.
»Alleintäter Russland«: Wie man Feuer mit Benzin löscht
von Bernd Greiner
Sollte es tatsächlich zu einem kalten oder gar heißen Krieg mit Russland um die Ukraine kommen, so lässt sich bereits jetzt feststellen, dass der Westen – ungeachtet der von Moskau betriebenen militärischen Eskalation – einen erklecklichen Teil dazu beigetragen hat. Denn welches Problem auch immer zur Debatte steht, die westliche Rollenverteilung ist seit Jahren klar fixiert: für die Russen die schwarzen, für die Nato die weißen Hüte.
Im Spannungsfeld von Nato und Russland
von Wolfgang Richter
Mit seinen großangelegten grenznahen Manövern hat Moskau seine Fähigkeit demonstriert, im Donbas offen militärisch zu intervenieren. Es beschuldigt Kiew, die Lage dort zu eskalieren, und den Westen, die Ukraine durch einseitige Parteinahme darin zu bestärken. Doch im Westen wird geargwöhnt, Russland plane eine Invasion der Ukraine.
Putins Russland oder: Die geistige Entkopplung von Europa
von Igor Torbakow
Das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und Russland hat unbestreitbar einen Tiefpunkt erreicht. Anfang 2021 drohte Moskau sogar an, alle Verbindungen mit der EU zu kappen, und sein Außenminister hielt es für angebracht, das lateinische Sprichwort „Si vis pacem para bellum“ – „Wenn Du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ – zu zitieren, um die Entschlossenheit seines Landes zu unterstreichen.
Nostalgie und Autoritarismus: Das toxische Erbe der Sowjetunion
von Sergej Lebedew
Wie in vielen Ex-Sowjetrepubliken bestehen in Russland autoritäre Muster aus der Zeit der UdSSR fort – und sie prägen auch Putins Politik zutiefst.