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1. November 2021   Redaktion

Michael Müller: 125 Jahre Naturfreunde

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Seit 125 Jahren für die soziale Emanzipation des Menschen

Vor 125 Jahren entstanden die NaturFreunde. Die damalige Zeit war geprägt von der Zweiten Industriellen Revolution und ihren großen sozialen und ökonomischen Umbrüchen. Es herrschte eine tiefe Orientierungskrise, die Menschen waren hin- und hergerissen zwischen Aufbruch und Niedergang, radikalen Veränderungen und feudalistisch-völkischem Nationalismus.

Die aufstrebende Sozialbewegung kämpfte für ein freies und gerechtes Leben. Aber sie konnte, auch weil das konservative Bürgertum die Befreiung der arbeitenden Klassen ablehnte, nicht die Kraft entfalten, um die soziale Demokratie durchzusetzen. Stattdessen entwickelte sich ein militärisch aufgeladenen Nationalismus, der 1914 in das Jahrhundert der Extreme führte. In nur 30 Jahren folgten Erster Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise, Holocaust und Zweiter Weltkrieg.

Seit 125 Jahren kämpfen wir NaturFreunde für die soziale Emanzipation der Menschen. Zuerst ging es insbesondere um Betretungsrechte der Natur für alle, die Beseitigung von Standes- und Klassenprivilegien sowie einfache touristische Entfaltungsmöglichkeiten auch für Arbeiter*innen. Unsere Programmatik stand im Gegensatz zu den damaligen Naturschutz- und Heimatvereinen, die mit ihrer völkisch-antisemitischen Zivilisationskritik dazu beitrugen, dass es in den 1920er-Jahren zum Aufstieg der NSDAP kam. Die NaturFreunde wurden von den Nazis verboten und mussten einen hohen Blutzoll zahlen.

Trotz Sozialstaat und parlamentarischer Demokratie gilt das Ziel der Emanzipation auch heute. Tatsächlich stellt es sich in neuer Schärfe, denn erneut erleben wir eine tiefe Orientierungskrise. Wir dürfen die weitere Entwicklung der Gesellschaft weder den globalen Verwertungszwängen noch dem Diktat der kurzen Frist überlassen. Die NaturFreunde müssen sich weiter einmischen und politisch bleiben.

Verantwortung im Zeitalter des Menschen

Heute ist der Mensch zur stärksten Naturgewalt aufgestiegen und die Selbstvernichtung ist denkbar. Doch die Menschheit kann sich noch retten, davon sind wir überzeugt. Das wird jedoch nur gelingen, wenn die Gestaltungs- und Verteilungsfrage neu gestellt wird und die soziale und die ökologische Gerechtigkeit miteinander verbunden werden.

Immer noch geht es um die Emanzipation des Menschen, mittlerweile aber in Verantwortung für die gesamte Menschheit. Unseren nächsten Bundeskongress stellen wir deshalb unter das Leitthema eines guten und solidarischen Lebens im Anthropozän – der Menschenzeit –, in dem es zur Solidarität mit der sozialen und natürlichen Mitwelt kommen muss. Die Menschheit muss lernen, innerhalb der Tragfähigkeit der Erde gerecht und frei zu leben. Das wird die zentrale Leitlinie, um den Klimawandel zu bekämpfen, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und die Ressourcen zu schonen. Wir glauben, dass wir in unserer 125-jährigen Verbandsgeschichte viel Expertise aufgebaut haben, um die dringend notwendige sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft mitzugestalten.

Vor 125 Jahren fing es mit dem Wandern an, aber natürlich ging es immer um mehr. Die Natur sehen wir bis heute in einem engen sozialen Zusammenhang. Wir halfen Arbeiter* und Handwerker*innen, ihren schlechten Wohn- und Arbeitsbedingungen zumindest kurzfristig zu entfliehen. Berg frei! für ein lebenswerteres Dasein. Wir begannen mit dem „Volkstourismus“ und warnten zugleich: „Wanderer, Ausflügler und Spaziergänger! Schutz und Schonung der Natur!“ Wir wollten den Mangel beseitigen, dass die arbeitende Klasse von dem „Zugang zur Natur, dem ewigen Urquell aller Schönheit und allem Schönheitsempfinden“ (Karl Kautsky) abgeschnitten war. Raus in die Natur und gleichzeitig die Gesellschaft verändern – das ist der Spagat, der unsere Geschichte prägt.

NaturFreund*in sein, heißt politisch sein

Die NaturFreunde versuchten, soziale und ökologische Ziele miteinander zu verbinden, friedenspolitische kamen hinzu. Wir waren Vorreiter der heutigen Umwelt- und Friedensbewegung – und auch der Nachhaltigkeitsidee. Nur einige Beispiele aus unserer Geschichte:

  • 1958 warnten wir vor der Atomkraft und den radioaktiven Abfällen. Andere haben dafür bis Fukushima gebraucht;
  • 1959 veranstalteten wir die erste Anti-Atom-Wanderung, waren sozusagen Öko-Paxe der ersten Stunde;
  • 1961 demonstrierten wir zusammen mit Robert Jungk gegen Atomkraft und Naturzerstörung. Motto: Natur in Gefahr – Mensch in Gefahr“;
  • seit den 1960er-Jahren sind wir Mitinitiatoren der Ostermärsche; seit den 1960er-Jahren kritisieren wir den Wachstumsglauben. Eugen Loderer, IG-Metall-Vorsitzender und NaturFreund: „Der Fortschritt war Beton. Aber die NaturFreunde sind immer Grüne gewesen.

Auch wenn heute die Mitgliederzahl sinkt, spielen wir weiter eine wichtige gesellschaftliche Rolle: Die NaturFreunde Deutschlands waren führend beteiligt bei den großen Demonstrationen für einen Atom- sowie einen Kohleausstieg, gegen einen neoliberalen Welthandel, gegen Rassismus und für konsequenten Klimaschutz. Wir gehören zum Koordinierungskreis der Friedensbewegung, die für ein atomwaffenfreies Deutschland, Abrüstung und eine neue Friedenspolitik kämpft. Auf unsere Initiative kam es am Tag der Befreiung zu einer ganzseitigen Anzeige in der Süddeutschen mit allen Gewerkschaften. Und nicht zuletzt ist auch unser Afrikanetzwerk ein wichtiger Beitrag für mehr internationale Solidarität.

NaturFreund*in sein, heißt politisch sein. Heute mehr denn je, weil es erneut einen tiefen Umbruch gibt – nun durch die Herausforderungen des Anthropozäns. In erweiterter Form stellt sich nun die Frage nach der Emanzipation des Menschen in Verantwortung für die Menschheit. Ohne die Ziele der NaturFreunde wird es keine gute Zukunft geben: soziale und ökologische Gerechtigkeit miteinander verbinden – mehr Demokratie und Solidarität verwirklichen – die Idee des Fortschritts neu bestimmen – für den Frieden kämpfen – national und international.

Michael Müller
Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands

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