(via Newsweek, 5.11.2017)
Eine Bodeninvasion durch das US-Militär ist die einzige Möglichkeit, Nordkoreas Atomwaffenarsenal zu eliminieren, zitiert das US-Nachrichtenmagazin Newsweek die US-Generalstabschefs.
Ende September hatte die Abgeordneten Ted Lieu und Ruben Gallego, beide Demokraten und Veteranen des US-Militärs, einen Brief an Verteidigungsminister James Mattis, in dem sie ihre Besorgnis über die Aussicht auf einen Krieg mit Nordkorea ausdrückten. Sie verlangten einen ausführlichen Bericht über die möglichen Folgen eines solchen Konflikts.
“Wir versuchen nur, die Regierung dazu zu bringen, dem amerikanischen Volk zu erklären, wie ein Krieg in Nordkorea aussehen würde”, sagte Lieu. “Die Leute müssen verstehen, ob es mit Nordkorea einen militärischen Konflikt gibt, bei dem wir gegen eine Atommacht Krieg führen würden.”
Mattis gab seine Antwort über das Büro des Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff heraus, das am 27. Oktober an Lieu gesandt wurde, und von dem Newsweek eine Kopie erhielt. “Der einzige Weg, um alle Komponenten der nordkoreanischen Atomwaffenprogramme zu lokalisieren und zu zerstören, wäre eine Bodeninvasion”, heißt es in der Antwort von Konteradmiral Mike Dumont.
Newsweek berichtet, dies sei nach Einschätzung von Lieu das erste Mal, dass das US-Militär diese Behauptung aufstellt. Liew sei besorgt, dass zu viele unter dem falschen Eindruck leiden, die USA könnten Nordkoreas Nukleararsenal durch einen Militärschlag ähnlich dem, den Trump gegen das Assad-Regime Syrien im letzten April ausführen ließ, ausschalten.
Ein gesonderter Bericht des Congressional Research Service, der Ende des letzten Monats vom herausgegeben wurde, kommt zum Ergebnis, dass auch ohne den Einsatz von Atomwaffen in den ersten Tagen eines Konflikts zwischen Nordkorea und den USA bis zu 300.000 Menschen sterben könnten. “Die Eskalation eines militärischen Konflikts auf der Halbinsel könnte mehr als 25 Millionen Menschen auf beiden Seiten der Grenze betreffen, darunter mindestens 100.000 US-Bürger”, heißt es in dem Bericht.
Hat Trump die Situation mit Nordkorea verschlechtert?
Nordkorea und die USA sind seit Jahrzehnten Feinde, aber die Spannungen haben in den letzten Monaten neue Höhepunkte erreicht. Der Grund, so der Artiklel, liege darin, dass Pjöngjang seine Langstrecken-Raketentests mit der Zielsetzung einer Atomwaffe, die das Festland der USA erreichen könnte, hochgefahren hat.
Trotz alledem haben sich Trump und Kim Jong Un in einem weltweiten Krieg der Worte hinein manövriert und tauschten häufig Beleidigungen und Drohungen aus.
Newsweek zitiert eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Pew-Forschungszentrums, wonach eine große Mehrheit der Amerikaner (84 Prozent) glaubt, dass Trump “wirklich bereit” sei, gegen Nordkorea in den Krieg zu ziehen, und weniger als die Hälfte (39 Prozent) Vertrauen in seine Fähigkeit äußerten, die aktuellen Spannungen zu bewältigen.
Demokraten im Kongress glauben, dass Trump skrupellos in der Auseinandersetzung mit Nordkorea sei
Lieu und mehr als ein Dutzend anderer demokratischer Mitglieder des US-Kongresses, allesamt Veteranen, haben in einer gemeinsamen Stellungnahme auf das Schreiben des Joint Chiefs of Staff reagiert:
“Als Veteranen haben wir diese Nation im Krieg verteidigt, und wir bleiben der Sicherheit unseres Landes verpflichtet”, zitiert Newsweek aus der Stellungnahme. “Wir verstehen auch, dass ein langwieriger und massiver Bodenkrieg mit Nordkorea für die US-Truppen und unsere Verbündeten katastrophal wäre. Die Joint Chiefs of Staff, so scheint es, stimmen dem zu: …Es gibt keine guten militärischen Optionen in der Auseinandersetzung mit Nordkorea.” Eine Bodeninvasion würde das Leben von Millionen Menschen riskieren, einschließlich der US-amerikanischen Truppen und Zivilisten in Südkorea, Japan und Guam. Trump müsse aufhören, “provokative” Stellungnahmen gegenüber Nordkorea abzugeben, da solche Rhetorik die Sicherheit der US-Truppen gefährde.
Bemühungen im Kongress, Trumps Kriegsbefugnisse einzuschränken.
Lieu hatte im Kongress bereits Anstrengungen unternommen, um Trump davon abzuhalten, gegen Kim Jong Uns Regime militärisch vorzugehen. Im Januar brachten er zusammen mit dem demokratischen Senator Edward Markey einen Gesetzesentwurf ein, der es Trump verbieten würde, einen nuklearen Ersteinsatz ohne „eine Kriegserklärung des Kongresses, die einen solchen Einsatz ausdrücklich erlaubt” anzuordnen.
Der Kongressabgeordnete unterstützte auch eine andere Gesetzesvorlage, die vor kurzem vom demokratischen Senator Chris Murphy eingebracht wurde, mit dem Ziel, Trump daran zu hindern, einen militärischen Angriff auf Nordkorea, nuklear oder nicht-nuklear, ohne Zustimmung des Kongresses zu starten. Aber gegenüber der republikanischen Kongress-Mehrheit könnte eine solche Gesetzgebung auf erhebliche Hindernisse stoßen.
Quelle: 2017-11-05. – (Newsweek, John Haltiwanger) – U.S. Must Invade North Korea to Wipe out Kim Jong Un’s Nuclear Weapons, Military Leaders Say — übersetzte Zusammenfassung der Redaktion.
siehe auch:
2017-10-27. — USA: Demokraten wollen präventiven Erstschlag gegen Nord-Korea unmöglich machen
2017-10-26. — (The Guardian) Democrats push bill to stop a Trump preemptive strike on North Korea
2017-08-10. — Trump: „Feuer und Zorn“-Warnung an Nordkorea…